Der Wächter

Category: Poetry
(Jamasch 1911)*
Der Wächter geht vorm Tore auf und ab.
Zwei Dolche weiß ich ihn am Ärmel tragen.
Mich martert seiner Stiefel Trapp,
als würden Nägel mir ins Herz geschlagen.

Sein Raubtierblick macht Grausen. Ringsumher
sind alle Stimmen hoffnungsleer verendet.
Die Erde unter seinem Fuß stöhnt schwer.
Die Sonne hat sich von ihm abgewendet.

Wie eine Mißgeburt aus bösem Traum,
so hält er seine Peitsche schlagbereit,
so sitzt er breit, bewacht den Marterraum.
ein Sklavenschinder, Knecht der Grausamkeit.

Die Herzen der Gefangnen hackt er wund,
ein Krähenleben, dem selbst Flügel fehlen.
Sein Brot ist Blut und Angst und Tränen und
der Schmerz des Opfers, das die Henker quälen.

Oh, wüßten sie, wie viele Menschenleben
die Hand erwürgt, die rohe Faust zerbricht,
kein Fußbreit Erde würde sich ihm geben,
ihm gäb die Sonne nimmermehr ihr Licht.

* Der Untertitel ist offenbar zu konspirativen Zwecken gegeben. Jamasch assoziiert den tatarischen Revolutionär Jamaschew (1882-1912)
1943